Einleitung
Zwischen Polen und Deutschland wurde 1991 der „Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit“ geschlossen. Es war ein Meilenstein in der Beziehung beider Nationen. Nach jahrhundertelangen Konflikten und dem schweren menschlichen Leid und wirtschaftlichen Schaden, den Deutschland der polnischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg zufügt hatte, bot sich die Chance, ein versöhnliches, respektvolles und freundschaftliches Zusammenleben aufzubauen. Voraussetzung für die Festigung der nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Polen und Deutschen war und ist die Überwindung von Klischees und Vorurteilen und der Aufbau von persönlichen Bindungen bei partnerschaftlichen Begegnungen.
Der Schwalm-Eder-Kreis hat seit über zwanzig Jahren gute Beziehungen zu dem Landkreis Pila in Polen. Auch die Gemeinden Jesberg, Wabern und Schrecksbach haben in dieser Zeit feste Partnerschaften mit Kommunen in dem Landkreis Pila aufgebaut. Die Kontakte werden durch regelmäßige Besuche gepflegt und haben sich in den letzten Jahren zu freundschaftlichen und herzlichen Begegnungen entwickelt. Ein weiteres aktives Element in den partnerschaftlichen Beziehung ist die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden LEADER-Regionen "Schwalm-Aue" und "Krajna nad Notecia". Besonders erfreut sind wir über die Kooperation der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule (Bereiche Landwirtschaft u. Ernährung) und dem Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Brzostowo, die die nächsten Begegnungen von polnischen und deutschen Schülern*Innen planen.
Um diese verschiedenen partnerschaftlichen Beziehungen zu unterstützen und neue Kontakte zu vermitteln, wurden 2014 Partnerschaftsvereine in den beiden Landkreisen Pila und Schwalm-Eder gegründet.
Powiat Pilski - Schwalm-Eder-Kreis
Erste Kontakte zwischen dem Schwalm-Eder-Kreis und der damaligen Woiwodschaft Pila wurden bei dem Besuch einer Delegation der Handwerkskammer Pila 1989 im Schwalm-Eder-Kreis hergestellt. Es folgten im unregelmäßigen Abstand gegenseitige Begegnungen der politischen Gremien.
Der eigentliche Grundstein für eine Kreispartnerschaft zwischen dem Schwalm-Eder-Kreis und dem Landkreis Pila (Powiat Pilski) wurde in 2000 mit der Unterzeichnung einer Urkunde gelegt, in der beschlossen wurde, "partnerschaftlich zusammenzuarbeiten und freundschaftliche Kontakte der Einwohner beider Kreis zu fördern".
In Sport und Kultur entwickelten sich lebhafte Aktivitäten. Auch auf Kreisebene gab es regelmäßige Treffen und Besuche der politischen Gremien und der Verwaltung. Diese freundschaftlichen Kontakte werden heute von den beiden Landräten Winfried Becker und Eligius Komarowski weiterhin regelmäßig gepflegt.
Wysoka - Jesberg
waren die beiden ersten Kommunen, die 2002 eine Partnerschaft beschlossen. Aktiv gepflegt wird sie von den Schützenvereinen, die regelmäßige Begegnungen planen und durchführen. Ein gutes Verhältnis der Bürgermeister zueinander gibt der Partnerschaft Stabilität. Das galt für die Altbürgermeister, Marek Madej und Günter Schlemmer, und gilt jetzt für ihre Nachfolger Artur Klysz und Heiko Manz. Der letzte Besuch der Wysokaer Schützen zum 125-jährigen Jubiläum des Schützenvereins Elnrode-Strang (bereits Ende Mai 2020 geplant) fand wegen der Corona-Epidemie erst im Sommer 2022 statt. Es war eine herzliche Begegnung von langjährigen Freunden.
Kaczory - Wabern
Frühe Kontakte gab es auch zwischen Kaczory und Wabern. Sie wurden von den Feuerwehren der beiden Kommunen getragen. In 2013 waren 46 Jugendliche und Betreuer aus Kaczory zu einem einwöchigen Zeltlager mit Waberner Kindern eingeladen. Im Juni 2019 besuchte eine Waberner Delegation mit BGM Claus Steinmetz auf Einladung von BGM Brunon Wolski die Gemeinde Kaczory. Man tauschte sich über die Möglichkeiten weiterer Begegnungen und einer Partnerschaft aus. Regelmäßige Begegnung der SchülerInnen möchte man zukünftig fördern und unterstützen.
Gründung der Partnerschaftsvereine
Die regelmäßigen Besuche von Politik- und Verwaltung auf Kreisebene hatten sich mit der Zeit zu sehr freundschaftlichen und herzlichen Begegnungen entwickelt. Um diese guten Beziehungen auf eine breitere Basis zu stellen, wurde beschlossen, in beiden Kreisen Partnerschaftsvereine zu gründen. So entstanden im Juni 2014 der "Deut.-Poln. Partnerschaftsverein Landkreis Schwalm-Eder u. Powiat Pilski" und im Nov. 2014, der "Poln.-Deut. Partnerschaftsverein Landkreis Schwalm-Eder und Powiat Pilski".
Die Vereinsgründungen gaben der Partnerschaftsbewegung einen starken Auftrieb. Begünstigt wurde das durch den glücklichen Umstand, dass mit Gabriela Kwiatkowska, der Vorsitzenden des poln. Vereins, eine exzellente Sprachmittlerin zur Verfügung steht. Gabriela ist Deutschlehrerin und beherrscht die deutsche Sprache wie ihre Muttersprache. Der Austausch von Informationen sowie Abstimmungen und Entscheidungen waren nun über E-Mail und SMS in kürzester Zeit möglich. Auf die Erfolge dieser guten Zusammenarbeit zwischen beiden Vereinen blicken wir gern zurück und möchten hier in knapper Form die wichtigsten Stationen aufzeigen.
Erinnern wollen wir an unsere Gründungsmitglieder Landrat Frank-Martin Neupärtl, der am 1. Dez. 2014 nach einer schweren Erkrankung verstarb und an Andrzej Barczak, der am 12 Juni 2015 durch einen tragischen Unfalltod aus dem Leben gerissen wurde. Frank-Martin und Andrzej haben mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer freundlichen und offenen Art viele Wege bei dem Aufbau der partnerschaftlichen Beziehungen geebnet. Wir verdanken ihnen viel.
Leader-Regionen "Krajna an der Netze" u. "Schwalm-Aue"
Die erste Begegnung im Schwalm-Eder-Kreis zwischen den beiden LEADER-Regionen "Krajna nad Notecia" und "Schwalm-Aue” wurde 2016 auf Initiative der Partnerschaftsvereine vermittelt und organisiert.
Während des Gegenbesuchs 2017 in Polen vereinbarte man neben einer künftigen Kooperation auch die Entwicklung eines gemeinsamen LEADER-Projektes. Hierzu konnten die Landfrauen aus beiden Regionen gewonnen werden, sowie Interessierte, die sich zu einem "Arbeitskreis der Kulturschaffenden" zusammenfanden. Nach mehreren gegenseitigen Besuchen und gemeinsamem Erfahrungsaustausch beschlossen die Landfrauen, einen polnisch-deutschen kulinarischen Regionalführer aufzulegen, mit dem Besten, was beide Regionen in der Küche und an Kultur zu bieten haben. Die Kulturschaffenden entschieden sich, eine Informationsplattform im Internet über kulturelle Angebote in den beiden Regionen aufzubauen.
Im Sommer 2020 war der kulinarische Regionalführer druckreif. Seine offizielle Vorstellung Ende August 2020 in Polen musste leider wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Sie wurde Mitte September 2021 nachgeholt.
Den Geschäftsführenden der LEADER-Regionen, Sonja Pauly und Grzegorz Supron, danken wir herzlich für die Beschaffung der Mittel und die Steuerung dieses aufwändigen Projektes, sowie den Aufbau der guten Beziehungen zwischen beiden Regionen.
Für das Zustandekommen und die Durchführung dieses Partnerschaftsprojektes danken wir Jan Mrotek und Ryszard Wolny, von der polnischen LEADER-Region sowie Kai Knöpper, dem ehemaligen und Claus Steinmetz, dem jetzigen Vorsitzenden der deutschen LEADER-Region sowie allen Engagierten, die an diesem erfolgreichen Projekt mitgewirkt haben.
Lobzenica - Schrecksbach
Im Frühjahr 2016 vermittelte Gabriela Kwiatkowska für ihre Heimatgemeinde Lobzenica erste Kontakte zur Gemeinde Schrecksbach. Es folgten gegenseitige Besuche, und die freundschaftlichen Kontakte entwickelten sich rasch. Im Nov. 2017 trafen sich dann Delegationen aus beiden Gemeinden in Berlin und besiegelten im Bundestagsgebäude ihre partnerschaftliche Bindung mit der Unterzeichnung einer Partnerschaftsurkunde. Die Partnerschaft wird von den Bürgermeistern Pjotr Losos und Andreas Schultheis tatkräftig unterstützt und gefördert. Sie ist sehr lebendig, und es gibt jährliche Treffen in "Ost und West".
Schüleraustausch Brzostowo - Fritzlar
Die zunehmende Verflechtung und Zusammenarbeit in der Wirtschaft und auch der Austausch kultureller Güter sind die Katalysatoren für die Entwicklung guter nachbarschaftlicher Beziehungen. Aber mindestens ebenso wichtig sind dauerhafte Kontakte und zuverlässige Bindungen der Menschen auf privater Ebene.
Die Begegnungen von Jugendlichen bieten dazu die besten Voraussetzungen, denn die Jugendlichen werden es sein, die schrittweise die Verantwortung für die Gestaltung guter gegenseitiger Beziehungen der Länder in dem vereinigten Europa übernehmen werden.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Partnerschaft ist es deshalb, das gegenseitige Kennenlernen von Jugendlichen zu ermöglichen und zu fördern. Von Anfang an bestand deshalb der Wunsch, Verbindungen zwischen Schulen in beiden Kreisen herzustellen.
Auf Anregung unseres Mitgliedes Adolf Lux nahm Frau Dr. Angelika Matthé vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule in Fritzlar Verbindung mit der Leitung des Landwirtschaftlichen Schulzentrums in Brzostowo auf. Zum näheren Kennenlernen wurde kurzfristig Ende April 2019 ein Treffen in der Schule von Brzostowo mit dem Schulleiter, Michal Tuliszewski, und der Deutschlehrerin, Katarzyna Mlynkiewicz-Kocon, vereinbart, an dem neben Angelika Matthé und Adolf Lux die Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine, Gabriela Kwiatkowska und Karl Großenbach teilnahmen.
Es war ein herzlicher Empfang in der Umgebung eines großzügigen Parks mit einem prächtigen, ehemaligen Herrenhaus als Schulgebäude. Die deutschen Gäste waren sehr beeindruckt von den optimalen Unterrichtsbedingungen und dem pädagogischen Konzept, das das Landwirtschaftliche Bildungszentrum Im. Michala Drzymala in Brzostowo seinen Jugendlichen bietet.
Spontan wurde eine erste Begegnung Jugendlicher aus dem landwirtschaftlichen Ausbildungsbereich Mitte Oktober 2019 im Schwalm-Eder-Kreis vereinbart. Der für Ende April 2020 geplante Gegenbesuch der Fritzlarer Jugendlichen in Brzostowo musste leider wegen der Corona-Epidemie verschoben werden und wurde zwei Jahre später im April 2022 nachgeholt. Diese Begegnung war ausgesprochen herzlich. Die Jugendlichen verstanden sich sehr gut und vereinbarten selbst die nächste Begegnung im April 2023 im Schwalm-Eder-Kreis.
Auch aus dem Hauswirtschafts-/Service-Bereich beider Schulen ist eine erste Begegnung im September 2023 im Schwalm-Eder-Kreis geplant.
Für die deutsch-polnische Partnerschaft zwischen beiden Landkreisen ist die aufkeimende und sich entwickelnde Verbindung zwischen den Schulen in Brzostowo und Fritzlar ein besonderer Glücksfall. Der Partnerschaftsverein, der Schwalm-Eder-Kreis und das Land Hessen werden die neue Schulpartnerschaft fördern und unterstützen.
Miasteczko-Krajenskie - Körle
Es bestehen gute Chancen, dass sich zwischen den Gemeinden Miasteczko-Krajenskie und Körle die vierte kommunale Partnerschaft in unseren Landkreisen entwickelt. Erste Kontakte hatte es beim Besuch der polnischen Landfrauen im September 2019 in Malsfeld gegeben.
Auf Grund der Corona-Pandemie und des Russischen Angriffskriegs in der Ukraine mussten viele geplante deutsch-polnische Begegnungen und weitere Partnerschaftsaktivitäten ausfallen.
Wir hoffen sehr, dass wir in 2023 unsere Freunde in Polen wiedersehen und wir sie auch bei uns begrüßen können.
Do widzenia!